Ich mag es, wenn es einfach ist. Wenn komplexe Dinge leicht erklärt werden. Wenn über ein Modell die Wirklichkeit erklärt wird und ich daraus konzeptionell etwas ableiten kann.
 
So ist das auch mit den Lerntypen. Sie vereinfachen etwas, das so unglaublich komplex zu sein scheint – das menschliche Lernen. Ich muss nur wissen, welchem Typ mein Lernender angehört und schon kann ich ihm die Information in der Art unterbreiten, wie er sie am besten erfassen kann.
 
Und das soll so gehen…
 
+ Visuelle Lerner: Diese Personen nehmen Informationen am besten durch Sehen auf, z.B. durch Bilder, Diagramme oder Videos.
 
+ Auditive Lerner: Sie lernen am besten durch Hören, z.B. durch Vorträge, Diskussionen oder Hörbücher.
 
+ Haptische Lerner: Diese Gruppe lernt am besten durch praktische Erfahrung und körperliche Aktivität.
 
+ Intellektuelle Lerner: Sie bevorzugen das logische Denken und das Arbeiten mit Konzepten und Ideen.
 
So hat das in den 1970er Jahren mal ein „deutscher Biochemiker, Systemforscher, Umweltexperte, Universitätsprofessor und populärwissenschaftlicher Autor“ formuliert. Und viele Pädagogen haben das Modell übernommen.
 
Leider sind die Lerntypen schlecht gealtert. Die Wissenschaft hat sich ihrer angenommen und Studien dazu durchgeführt. Mit schlechten Nachrichten für uns Freunde der Vereinfachung…
 
Dazu zitiere ich mal Beth A. Rogowsky et al. (2014) – Matching Learning Style to Instructional Method: Effects on Comprehension:
 
“Zunächst wurden die Präferenzen der Teilnehmer für den auditiven und visuellen Lernstil anhand eines standardisierten Lernstilinventars für Erwachsene ermittelt. Anschließend wurde den Teilnehmern ein Test zum Sprachverständnis in mündlicher und schriftlicher Form vorgelegt. Die Ergebnisse zeigten keine statistisch signifikante Beziehung zwischen den Lernstilpräferenzen (auditiv, visuell) und der Lernfähigkeit (Hörverständnis, Leseverständnis).“ Übersetzt natürlich mit deepl. 😇
 
Das Studiendesign ging noch weiter, mit demselben Ergebnis: „keine statistisch relevante Beziehung“.
 
Das klingt erstmal frustrierend und es wird nicht besser, wenn man sich weitere Studien anschaut… wer mag:
 
 
Wer also gehofft hatte, dass sich Lernen so vereinfachen lässt… sorry, dem ist leider nicht so. Didaktische Konzeption bleibt harte Arbeit und die Unterstützung von Lernenden während des Lernprozesses bleibt so aufwändig, wie wir das bisher immer schon erlebt haben. Mit allem Drum und Dran.
 
Kein Medium ist einfach so einem anderen Medium überlegen. Es kommt auf die Ausgestaltung an – und die intrinsische Motivation der Lernenden. Und einigem anderen mehr. Gepaart mit einer positiven Grundstimmung, denn Angst macht dumm.
 
Weitere Quellen:
Bernd Schnücker

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